Jägerschaft will zusammen mit den Landwirten den Tiernachwuchs retten
Wenn die Frühjahrsernte beginnt, gleicht die Natur einer einzigen Kinderstube. Viele heimische Wildtiere haben Nachwuchs und dieser durch die hochtechnisierten Mähmethoden häufig keine Chance zur
Flucht. Es ist somit höchste Zeit, die Erntetermine und Wildrettungsaktionen zwischen den Landwirten und Jägern abzustimmen. „Vielerorts arbeiten Jäger und Landwirte in Sachen Wildtierrettung
bereits erfolgreich zusammen – dieser angewandte Naturschutz rettet jedes Jahr sehr vielen Tieren das Leben".
Ob Junghase, Rehkitz oder Wiesenbrüternachwuchs, das Kernproblem ist die instinkthafte Reaktion sich bei Gefahr an den Boden zu drücken und sich auf die Tarnung zu verlassen. Dieses Prinzip funktioniert als Schutz gegen Fressfeinde, beim annahenden Kreiselmäher endet es aber leider allzu häufig fatal.
Um möglichst viele Wildtiere vor dem Mähtod zu bewahren, können die örtlichen Jäger mit einer Reihe von Präventionsmaßnahmen aktiv werden. So werden am Vortag des Erntetermins die Wiesen
abgesucht und Vergrämungsmaßnahmen wie beispielsweise leere Mülltüten oder flackernde Blinklichter auf den Wiesen hinterlassen. Diese Maßnahmen sollen bewirken, dass die Elterntiere ihre Jungen
aus den Wiesen führen.
Aber auch die Landwirte können ihren Beitrag leisten. Angesichts der hochtechnisierten Mähverfahren, mit Mähbreiten von 10 Metern und mehr und einer Mähgeschwindigkeit von bis zu 20 Kilometer pro
Stunde ist das Mähverfahren von großer Bedeutung. Von innen nach außen mähen bedeutet keinen zeitlichen Mehraufwand, bieten den Tieren aber Fluchtmöglichkeiten, so dass sie sich noch rechtzeitig
aus der Gefahrenzone retten können.
Spaziergänger, die Jungtiere entdecken, sollen diese keinesfalls streicheln oder anfassen – auch wenn der Nachwuchs scheinbar verlassen wirkt: Die Jungen den Tag über allein zu lassen, ist bei
Wildtieren wie Hase und Reh, Teil der Überlebensstrategie: Gut getarnt und geruchlos ist der Nachwuchs für natürliche Fressfeinde wie den Fuchs kaum zu entdecken. Werden sie von Menschen berührt,
nehmen sie dessen Geruch an. Das Alttier wird abgeschreckt und die Jungtiere werden dann tatsächlich zu Waisen.
Wann ist ein Rehkitz in Not und auf Hilfe von uns Menschen angewiesen?
a) Wenn der streunende Hund in der Wiese herumreviert und die Kitze aufstöbert. Ob er jagd oder spielt, es ist immer eine Gefahr für die Jungtiere. Die Hundehalter sind angehalten und (moralisch)
verpflichtet, vom 1. April bis am 31. Juli in jedem Fall ihre Hunde an die Leine zu nehmen.
b) Wenn ein Rehkitz längere Zeit fiept, also nach der Mutter ruft. Die Rehgeiss würde das Kitz nicht stundenlang rufen lassen da das Raubwild auch diese Töne kennt und somit leichte Beute für den Fuchs zum Beispiel ist. Solange Menschen oder Hunde in der Nähe sind wird die Rehmutter ihr Kitz nicht säugen gehen da sie zu große Angst hat ihr Kitz verraten zu können.
c) Wenn eine führende Geiss (ein Reh das Junge hat ) Opfer von einem Verkehrsunfall wurde. Das erkennt ein Jäger oder jeder andere Mensch wenn das Gesäuge der Geiss dick ist. Die Rehkitze warten dann vergebens in Wald oder Feld auf das wieder kommen der Rehmutter und müssen elendig verhungern. Die Kitze werden nach einiger Zeit unruhig und rufen dann immer wieder nach ihrer Mutter. Menschen könnten diese Rehkitze suchen / finden und durch eine Aufzucht retten.
d) Wenn Sie ein verletztes Rehkitz finden. Zum Beispiel Mähwerkopfer. Oftmals sind die Beine abgemäht oder angemäht.
e) Rabenartige Vögel picken den Rehkitzen gerne die Augen aus.
f) Wildschweine fressen Rehkitze.
g) Füchse tragen Rehkitze bis 7 Kg weg um ihre Jungtiere damit zu ernähren.
Rehkitzmarkierung
Die Rehkitzmarkierung wurde in den 60er Jahren erstmals in einer grösseren Gemeinschafts-Aktion der Kantone Aargau, Luzern und Solothurn lanciert. Um bessere Kenntnisse der Biologie und Populationsdynamik der Rehe in der Schweiz zu erlangen, wurde anfangs 70er Jahre eine überregionale Kitzmarkierungsaktion initiiert, die 13 Kantone umfasste. Seither werden in verschiedenen Kantonen mit unterschiedlicher Beteiligung und Häufigkeit von Jägern regelmässig Kitze markiert. Die Sektion Jagd, Wildtiere und Waldbiodiversität des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) bietet seit 2009 als zentrale Stelle die Herausgabe des Materials, die Koordination der Abwicklung sowie die Sammlung und Auswertung der gemeldeten Daten an. Wildtier Schweiz, Zürich, ist vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) als zentrale Koordinationsstelle mandatiert.
Gut 13 Jahre lang hat Frau Monique Wälchli das Koordinationsmandat der Schweizer Rehkitz-Markierung geführt, zunächst beim Verein WildARK, die letzten Jahre bei FaunAlpin. Nun hat sich Frau Wälchli für eine berufliche Veränderung entschieden. Damit geht für die "Rehkitz-Markierung Schweiz" eine Ära zu Ende. Das Bundesamt für Umwelt hat bei dieser Gelegenheit beschlossen, das Mandat per Februar 2012 neu zu vergeben. Ab sofort sind sämtliche Anfragen an WildtierSchweiz Zürich, zu richten Claudio Bozzuto.
Jährlich wird eine Zusammenstellung aller markierten und rückgemeldeten Tiere gemacht und interessierten Personen zur Verfügung gestellt.
Seit den Anfängen der Markierungsaktionen im Jahr 1971 bis Ende 2010 sind insgesamt rund 13'500 Rehe mit Ohrmarken versehen worden. Eine deutliche Zunahme der Markierungen war in den 90er Jahren zu verzeichnen.
Jungrehe verbleiben über den ersten Winter hinaus bzw. ungefähr für die Dauer ihres ersten Lebensjahres eng im Gefolge der Mutter. Erst als Jährlinge bzw. vor der Geburt des nächsten Kitzes müssen sie sich von der Mutter unabhängig machen (Kurt 1970). Distanzen von Tieren im ersten Lebensjahr wiederspiegeln also eher das Migrationsverhalten der führenden Rehgeiss, und wir würden erwarten, dass die Distanzen gering sind und eine gewisse Standorttreue wiedergeben. Anders bei den (männlichen) Jährlingen und Zweijährigen: Sie erscheinen den etablierten Älteren als Konkurrenz und müssen weichen; je nach körperlicher Verfassung bereits als Einjährige oder im darauffolgenden Jahr. Wie weit die Wanderung gehen muss, hängt von mehreren Faktoren ab, sicher zunächst von der Besiedelungsdichte und Struktur der Reviere. Die Schmaltiere und die schwächeren Jährlingsböcke schliessen sich im Herbst normalerweise der Mutter und dem neuen Kitz wieder an (Hespeler 1996).
Das BAFU bietet in der eidg. Jagdstatistik alle gemeldeten Markierungen und die Wiederfunde in Karten ausschnitten an. In unserem Revier Wasserschloss sind zwei Rehkitze markiert und eine Rehgeiss gefunden worden.
Anfragen und Korrespondenz rund um die Rehkitzmarkierung sind zu richten an:
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