April

Die Rehe sind früh unterwegs, ja selbst Tags über begegnen wir ihnen. Sie haben während der Wintermonate Gewicht verloren, das sie jetzt wieder aufholen müssen. Gleichzeitig haben sie uns Menschen in den vergangenen Wochen und Monaten als relativ friedliche Wesen erlebt. Später wird diese Vertrautheit mit dem ersten Schuss wieder verloren gehen!

Rehbock im Bast

Während die Jährlinge noch im Bast sind, . Nicht anders ergeht es den am 1. April zu Jährlingen gewordenen Kitzböcken. Allerdingzeigen die meisten mehrjährigen Böcke blanke Stangen. Die etablierten Böcke sind fest dabei, die Grenzen ihrer Wohnräume zu kontrollieren und vor allem zu markieren, während die Zweijährigen auf Wohnungssuche sind und überall von den Platzböcken auf Trapp gebracht werdens stehen nicht alle von ihnen unter demselben starken Druck der Altböcke.

 

In der Wiese am Waldrand äsen auseinandergezogen etliche Rehe. Ein Bock ist dabei, vielleicht ein Schmalreh, aber auch eine Geiss mit ihrem vorjährigen Bockkitz. Letzterem hat der Winter sehr zugesetzt. Es ist auffallend schwach, seine Decke ruppig. Es äst gierig am frischen Grün und kommt dabei dem Bock recht nahe, ohne dass dieser wirklich Notiz von ihm nimmt. Doch da zieht noch eine andere Geiss auf die Wiese, ebenfalls mit einem Bockkitz oder korrekt gesagt nun mit einem Jährling. Der ist ganz anders beieinander, hat den Winter auffallend gut überstanden. Auch er äst gierig und nähert sich dabei dem Bock. Doch noch ist der Jährling 20 Meter vom adulten Bock entfernt, da nimmt ihn dieser auch schon an und verjagt ihn. Warum die unterschiedlichen Reaktionen? Ganz einfach: Der schwache Jährling wirkt noch durch und durch kitzhaft - kindlich. Nicht nur sein Aussehen, auch sein Verhalten, seine Bewegungen erinnern an ein Kitz. Genau so wird er vom adulten Bock gesehen und behandelt – gleichgültig. Der starke Jährling hingegen schaut gar nicht mehr aus wie ein Kitz. Er zeigt Selbstbewusstsein, wirkt manchmal sogar ein wenig dreist. Damit fühlt sich der Altbock provoziert. Für ihn ist der starke Jährling eben kein Kitz mehr, sondern ein angehender Rivale und Konkurrent. Also bringt er ihn auf Distanz.

 

Immer wieder einmal können wir beobachten, wie Jährlinge an Altböcken austesten, wie weit sie gehen können. Und je häufiger und dreister sie das tun, umso konsequenter werden sie auf Distanz gebracht. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade die stärksten Jährlinge in dicht besetzten Revieren auswandern müssen. Die, die der Heger eigentlich behalten will, müssen gehen. Die Schwachen bleiben. Das ist auch das ganze Geheimnis, warum in vielen, vor allem kleineren Fütterungsrevieren so viele schwache Jährlingsböcke und Schmalrehe vorhanden sind. Die Fütterung zieht im Winter Rehe aus der Umgebung an. Die Mehrzahl der erwachsenen Rehe zieht im Frühjahr wieder heimwärts. Von den Jährlingen aber dürfen vor allem die „mickrigen“ bleiben, während die starken überall verjagt werden. So ist es auch überhaupt kein Wunder, dass relativ viele und vor allem starke Jährlinge jetzt im Frühjahr ein Opfer der Strassen werden.

 

Die Mehrzahl der Jährlinge wandert weniger als 1 km. Allerdings schaffen einzelne von ihnen durchaus Entfernungen von 50 km Luftlinie und mehr. Dabei neigen männliche Jährlinge dazu, weiter zu wandern als weibliche. Auch dies ist einleuchtend, denn Schmalrehe werden nicht so vehement vertrieben. Ihre Mütter bringen sie erst unmittelbar vor dem neuerlichen Setzen auf Distanz. Darüber, wie weit Rehe wandern, gibt es viele Untersuchungen, deren Ergebnisse sich aber weitgehend decken.

 

Interessant ist, dass bei den Jährlingen die Stärke ihres Geweihs durchaus eine Rolle spielt, während ihr bei den Mehrjährigen kaum eine Bedeutung zukommt. Der Sechser-Jährling wird folglich eher vertrieben als der nur halblauscherhohe Spiesser. Von den Mehrjährigen muss kaum einer seine Wohnung an einen Artgenossen abgeben, auch wenn dieser schwerer ist und ein wesentlich stärkeres Geweih trägt.

 

Altböcke beherrschen ihre Wohnräume nicht so sehr durch ihre körperliche Überlegenheit. Es ist ihr Alter und wahrscheinlich ihr mit dem Alter verbundenen Verhalten und sicher ihre Position als Hausherren, die ihnen den notwendigen Respekt verschaffen.

 

An anderer Stelle wurde schon gesagt, dass die Zahl der in einem Gebiet lebenden Geissen und Schmalrehe keinen Einfluss auf die Wohnraumwahl eines Bockes nimmt und es durchaus vorkommen kann, dass einzelne Böcke in bestimmten Jahren – unabhängig von ihrer Körper- und Geweihstärke – auch nicht zum Beschlag kommen. Das zeigt uns einmal mehr wie unzutreffend die Behauptung ist, in der Natur käme nur der Stärkste zur Fortpflanzung.

 

Bei Rothirschen kommt es in der Brunft regelmäßig zu Prügeleien zwischen den älteren Hirschen. Allerdings sind den tätlichen Auseinandersetzungen kampfmindernde Rituale vorgeschaltet. Hirsche beanspruchen aber auch keine eigenen Wohnräume und sie leben in den Monaten zwischen Geweihabwurf, Neubildung und Brunft sogar in Gemeinschaften. Um die Zahl ernster Auseinandersetzungen niedrig zu halten, ordnen Hirsche ihre Ränge schon im Laufe des Sommers. Sie kennen sich, wissen sich einzuschätzen. Das ist typisch für Läufer. Rehe gehören nicht zu den Läufern, sondern zu den Schlüpfern. Während Läufer in ihrem Sozialverhalten eher optisch orientiert sind, „arbeiten“ Schlüpfer mehr mit olfaktorischen Signalen, sprich mit Duftmarken. Mit diesen verhindern sie die meisten körperlichen Auseinandersetzungen schon im Vorfeld. Wer seinen Wohnraum dicht mit Duftmarken umzäunt und auch im Zentrum nicht mit Marken spart, vermeidet Missverständnisse und reduziert Prügeleien. Daher sehen wir eher selten zwei Rehböcke miteinander kämpfen und wenn, dann handelt es sich meist um kurze Geplänkel. Böcke, die jetzt, aber auch später in fremde Wohnräume eindringen und dabei von den Besitzern überrascht werden, lassen es kaum darauf ankommen, sondern ergreifen schnellstens die Flucht.

 

Wozu also soll ihr Geweih gut sein? Eben – in erster Linie zum Setzen von Marken. Sie fegen an Hölzern die Rinde ab und hinterlassen dabei gleichzeitig das Sekret der Stirnlocken- und der Wangendrüsen. Die befegten Hölzer stellen aber auch „Ersatz-Kampfpartner“ dar. Die Böcke fegen ja auch nicht was gerade so herumsteht. So werden Dürrlinge nicht befegt, hingegen Hölzer, die grün und dünn genug sind, dem Druck nachzugeben. Bevorzugt werden, wie wir an anderer Stelle schon gehört haben, einerseits Minderheiten, andererseits Hölzer mit starkem Saftfluss und Duft.

 

Damit kommen wir der Sache schon näher. Einerseits ergreifen in fremde Wohngebiete eingedrungene Böcke meistens die Flucht, andererseits lassen Hausherr und Eindringling ihre Wut an „Ersatzfeinden“, nämlich an besagten Hölzern aus. Das tun sie freilich gleich prophylaktisch. Je mehr sie fegen, umso mehr „Identität“ in Form von Duftstoffen deponieren sie. Das imponiert den noch herumreisenden und suchenden Kollegen. Gleichzeitig lassen beide Parteien beim Fegen ordentlich Dampf ab.

 

Vielfach wird angenommen, das Fegen diene zunächst der Beseitigung der eingetrockneten Basthaut. Dem ist aber nicht so. Zwar bleibt mancher Bastfetzen beim Fegen am Holz hängen, zunächst jedoch versuchen Böcke ihre Basthaut durch Kratzen mit den Hinterläufen zu beseitigen. Häufig wird die so abgekratzte Haut von den Böcken sogar aufgenommen.

 

Ähnlich wie das Fegen ist auch das Plätzen gleichermaßen Kampfritual und Ablenkmanöver. Ehe nämlich zwei Böcke aufeinander losfahren plätzen sie in Frontstellung, meist mit seitlich abgewinkelten Häuptern. Erst danach stoßen sie frontal aufeinander ein. Hier macht die Vereckung der Stangen Sinn. Sie verhindert Stöße direkt aufs Schädeldach. Die Frontstellung beim Kampf schaut zwar gefährlich aus, ist aber tatsächlich die ungefährlichste. In der Regel kommt es, wie bei anderen Wildarten auch, nur zwischen annähernd ebenbürtigen Gegnern zu tätlichen Auseinandersetzungen. Schwächere, noch nicht territoriale Böcke geben meist schon in der Imponierphase auf, nehmen Demutshaltung ein oder ergreifen die Flucht. Vielfach nehmen sie bereits Reißaus, wenn der ältere Bock imponiert oder droht. Gerade jetzt im April sehen wir immer wieder einander treibende Böcke. Meist handelt es sich beim Gejagten um einen Jährling.

(Quelle: Bruno Hespeler: Rehwild im April)

 

 

Die Füchse wagen sich jetzt auch schon aus dem Bau. Während den ersten Wochen nach der Geburt der Jungen verlässt die Fähe den Bau selten. In dieser Zeit versorgt das Männchen (Rüde) sie mit Futter, doch kann die Fähe durchaus beim Fehlen des Rüden die Welpen und sich alleine versorgen. Die ca. 80–160 Gramm schweren Fuchswelpen sind anfangs blind und tragen ein wolliges, graubraunes Haarkleid. Etwa zwei Wochen nach der Geburt machen die jungen Füchse die Augen auf.

Fuchsfähe mit den Welpen vor dem Bau

Einen Monat nach dem Wölfen (Geburt) wird das Gehäck langsam von der Fähe ins Freie geführt, um die neue Umgebung zu erkunden. Draussen üben die Welpen "Beute fangen" , am Anfang mit Würmern und Insekten.

 

Mit Beginn der vierten Lebenswoche verweigern Fähen vermehrt das Gesäuge und gewöhnen die Welpen an feste Nahrung. Bis die Welpen fähig sind, Beutestücke selbst zu verzehren, futtern Fähen die Welpen mit erbrochener halbverdauter Nahrung. Während der Aufzucht beobachtet man bei den Füchsen das Verhalten des "Surplus Killing", Rüde und Fähe machen mehr Beute als sie brauchen, sie töten oder verletzen mehr Tiere als sie essen können. Dieses Verhalten wird noch erforscht, aber es sieht so aus, als ob dieses "überflüssige Beute machen" dazu dient, so viele Jungfüchse wie möglich "durchzubringen".

 

Während dieser Zeit beobachtet man vermehrt, dass Füchse bis in die Siedlungen gehen. Sie sind auf der Suche nach Fressbarem. Hier ist die Bevölkerung gefragt! Abfälle und Kehrichtsäcke nicht zu früh vor das Haus oder die Wohnung auf die Strasse stellen, denn Füchse würden diese finden und den ganzen Inhalt untersuchen, und das Ganze auf der Strasse verteilen.

 

Während der Rüde schon fast mit dem Verhären (Haarwechsel) durch ist, sieht die Fähe ziehmlich "mitgenommen" aus. Durch die verbrachte Zeit im Bau, den Energieverbrauch für die Welpenaufzucht sieht der Balg der Fähe struppig aus. Der Jäger erkennt das und weiss. dass dies keine Krankheit (Reude o.a) ist. Hegeabschüsse werden während der Jungenaufzucht gemieden.

 

Nach 4-6 Wochen haben Jungfüchse nun die fuchstypische rötliche Farbe. Sobald die Milchzähne hervortreten, haben die Jungfüchse ein starkes Bedürfnis, auf Gegenständen herumzukauen (ähnlich wie bei den Hundewelpen). Rotfüchse können während der Jungenaufzuchtszeit besonders empfindlich auf menschliche Anwesenheit reagieren. Fühlen sie sich gestört, ziehen sie mit dem Gehäck um an einen ruhigeren Platz.

 

Der Jäger jagd den Fuchs dort, wo es Sinn macht. Das Gesetz schreibt vor, den Wildbestand zu regulieren, denn nur so kann man auch gefährdete Arten schützen (Bodenbrüter). Eine gezielte Bejagung des Rotrocks unterstützt die Artenvielfalt und ist gegen Tierseuchen vorbeugend.

 

Während der Aufzucht wird in der Schweiz aus tierschützerischen Gründen der Fuchs nicht bejagt.