Der Heilige Hubertus - Schutzpatron der Jäger

Die aus der bildenden Kunst bekannte Darstellung des Heiligen Hubertus mit einem Kreuz im Geweih eines Hirsches ist seit langem und deshalb vielen Menschen bekannt. Zur genaueren Analyse des Bildes vom Jagdheiligen aber unterschieden werden nach gesicherten Quellen und Legendenbildung. Hubertus wurde um 655 als ältester Sohn des Herzogs Bertrand von Toulouse geboren. 709 wurde er Nachfolger des ermordeten Bischofs Lambertus von Maastricht. In Lüttich, dem Ort des Martyriums von Lambertus, errichtete Hubertus eine Basilika. 716 verlegte er den Bischofssitz von Maastricht nach Lüttich. Am 27. Mai 727 verstarb Hubertus und mit der Erhebung der Gebeine wurde er am 03. November 744 heilig gesprochen. Soweit die geschichtlich gesicherten Angaben, alles weitere gehört zur Legendenbildung.

 

Die Hubertuslegende ist erst im 15. Jahrhundert entstanden, im Gegensatz zur Hirschlegende, die schon wesentlich älter ist. Bei der Legende mit dem kreuztragenden Hirsch handelt es sich um ein sogenanntes "Wandermotiv". Schon in vorchristlicher Zeit taucht das Hirschmotiv in Erzählungen des fernöstlichen Buddhismus auf und gelangt von Indien über Mesopotamien nach Europa. Eine erste Verchristlichung erfährt dieses Motiv in der legendären Biographie des kaiserlichen Feldherr Placidus, der im 2. Jahrhundert lebte. Ihm sei bei der Jagd ein Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz erschienen, der ihn aufgefordert habe, sich taufen zu lassen. Placidus liess sich, zusammen mit seiner Familie, taufen und nahm den Namen Eustachius (gr. Eustathius) an. Der später heilig gesprochene Eustachius erlitt um 337 unter Kaiser Hadrian das Martyrium. Er zählt zu den 14 Nothelfern und gilt heute in Österreich und anderen Ländern als Patron der Jäger.

 

Die Verbreitungsversion des Heiligen Hubertus wird durch Gerhard II. Herzog von Jülich-Berg (1437-1475) in die Welt gebracht. Am 3. November 1444 errang er einen Sieg über Arnold von Egmont Herzog von Geldern. Der Herzog war überzeugt, seinen Sieg nur mit Hilfe des Hl Hubertus errungen zu haben, weshalb er einiges zur Verbreitung der Legende beitrug. Die Vita wurde hierbei, wie so oft im Mittelalter, von einem auf einen anderen Heiligen übertragen, nämlich von Eustachius auf Hubertus.

 

Hubertus soll als Jüngling am Hofe von Theiderich III von Burgund gewesen sein. Er vermählte sich mit Floribana von Löwen, die ihm den Sohn Floribertus schenkte. Bei der Geburt des Sohnes verstarb seine Frau, weshalb Hubertus seinen Kummer und Schmerz über den Verlust seiner jungen Gemahlin mit allerlei weltlichen Vergnügungen zu vergessen suchte. Seine Hauptleidenschaft sei die Jagd gewesen. An einem Karfreitag - andere Quellen sprechen von einem Sonntag - habe er tief im Wald der Ardennen einen kapitalen Hirsch aufgespürt. Hubertus folgte dem Hirsch zuerst mit dem Pferde, später zu Fuss, bis er ihn an der Spitze eines steil abfallenden Berges stellte. Als Hubertus den Bogen spannte, drehte sich der Hirsch um und ein Kreuz leuchtete zwischen seinem Geweih. Der Jäger vernahm eine Stimme, die ihn mahnte: „Wenn du dich nicht wahrhaft zum Herrn bekehrst, wirst du bald in der Hölle sein!"

 

Hubertus erkannte, dass er auf dem falschen Wege sei und fiel auf die Knie vor Ehrfurcht. Sieben Jahre soll er als Einsiedler unter Hergabe seines gesamten Besitzes in den Ardennen gelebt haben. Er kam unter die Obhut von Bischof Lambertus von Maastricht, wurde zum Priester geweiht und unternahm eine Pilgerreise nach Rom. Während seiner Bischofsweihe in Rom durch Papst Sergius I. fehlte beim Anlegen der bischöflichen Gewänder die Stola. Diese sei von einem Engel dem neu geweihten Bischof umgelegt worden.

 

Mit Hilfe des Schlüssels, als Symbol der Binde- und Lösegewalt, und zusammen mit der Stola wurden viele Krankheiten geheilt. So berichtet die Legende von der Heilung von Tollwut bei Menschen, Hunden und Haustieren. In der Ikonographie wird Hubertus als Jäger zu Fuss, auch hoch zu Ross, das Jagdhorn blasend und einem Hirsch mit einem Geweih, in dessen Mitte sich ein Kreuz befindet, dargestellt. Der Heilige Hubertus, dessen Festtag am 3. November begangen wird, gilt als Schutzpatron der Jäger, Förster, Schützengilden, Drechsler, Giesser, Kürschner, Metallarbeiter, Optiker und Metzger. Er wird angerufen bei Hunde- oder Schlangenbiss, Irrsinn oder Wasserscheu.

 

Hubertusmesse in Kath. Kirche St. Martin in Lengnau
Hubertusmesse in Kath. Kirche St. Martin in Lengnau

Seit dem Mittelalter werden Gottesdienste zu Ehren des Jagdheiligen gehalten, die aber keinen Bezug zu den Hubertusmessen heutiger Gestalt haben. Die Verwendung von Jagdhörnern (Metallene Hörner) wird erstmals im 16./17. Jahrhundert erwähnt. Anfang des 19. Jahrhunderts kamen dann die Parforcehörner auf. In Deutschland sind nach dem Zweiten Weltkrieg die ersten Hubertusmessen 1954 in Düsseldorf und 1960 in Xanten von der französischen Parforcehorngruppe „Sonneurs de Cheverny" gestaltet worden. Zwischenzeitlich gibt es von verschiedenen Komponisten mehrere Hubertusmessen, die sowohl von Parforcehorngruppen in Es, als auch von gemischten Gruppen mit Parforcehörnen in B und Fürst-Pless-Hörnern geblasen werden.

 

Die Hirscherscheinung wird als Sinneswandlung des Hubertus angesehen, ebenso die Hinwendung zu Gott mit der Verkündigung des Wortes Gottes als Missionar in den Ardennen. Für die heutige Zeit stellt die Legende eine Mahnung und eine Aufforderung dar: Nicht allein eine starke Einzeltrophäe ist gefragt, sondern die Gesamtheit, der in einem Lebensraum vorkommenden Lebewesen, muss erhalten und geschützt werden.

 

Jagen ist nicht wahlloses Abschiessen von Wild, sondern gleichzeitig auch Hege und Pflege der Natur. Der schonende Umgang mit der Natur gilt für alle Menschen und für den Jäger im Besonderen. Die Botschaft des Heiligen Hubertus ist also die Aufforderung an den Jäger, nach den Naturgesetzen zu jagen. Die Jäger sollen die von Gott geschaffenen Lebewesen in einem artenreichen Wildbestand erhalten und nicht nur das Wild als willkommenes Beuteobjekt betrachten.

 

Darum muss Hubertus unser Jagdvorbild sein und bleiben, damit er aus jedem Hubertusjünger einen weidgerechten Jäger werden lässt.